lineThe Novel

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[DeFoe, Daniel,]
Das Leben und die gantz ungemeine Begebenheiten des berühmten Engelländers, Mr. Robinson Crusoe [...] fünffte Auflage (Franckfurth/ Leipzig, 1720).

Das Leben| und die gantz ungemeine| Begebenheiten| Des| ROBINSON| CRUSOE,| welcher unter andern auf der Americani-|schen Küste durch Sturm und Schiffbruch erlitten,| und bey dem Ausfluß des grossen Strohms Oroonoko an| eine unwohnte Insul verschlagen worden, auf welcher| er über acht und zwantzig Jahr, biß zu seiner wunder-|baren Befreyung, gelebet hat.| Von ihm selbst beschrieben, und um seiner| Fürtrefflichkeit willen aus dem Englischen| ins Teutsche übersetzt.| Die fünffte Auflage| Mit zwölff Kupffern nebst einer accuraten Land-Charte| worauf alle des Autoris Reisen gezeichnet sind, gezieret.| Der erste Theil.| [rule]| Franckfurth und Leipzig,| 1720.

Description

[with engravings] frontispiece [Crusoe with umbrella, musket, saw etc. not as elegant as the sources frontispiece]/ black and red titlepage/ [6] pp. preface; signed: Verleger; dat.: Leipzig, 30.9.1720/ [4] pp. "Erklärung etlicher See-und anderer Wörter"/ p.1-418/ 8°.

Shelf-markslink

{23: Lq.250:1}.

Self-classification

Bl.)(2v: "Geschichte"; Bl.)(3r: "Lebens-Beschreibung", "Historie"; Bl.)(3v: "Erzehlung".

History of Publication

Cf. [DeFoe, Daniel] Robinson Crusoe, vol. 1, 1st edition (London: W. Taylor, 1719).link

Literature

Olaf Simons, Marteaus Europa oder Der Roman, bevor er Literatur wurde (Amsterdam/ Atlanta, 2001), p.582-613.

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Preface <Bl. )(2r-4v>

 

 
Vorrede.
Geneigter Leser.

 

DIe Urtheile der Gelehrten sind über eine eintzige Sache so unterschieden und wider einander lauffend, daß einige gar auf die Gedancken kommen, es müsten die Grund-Sätze selbst auf sandichten Grund gebauet seyn. Auch die Grund-Sätze der Gelehrten haben in einerley Wissenschafften eine solche Ungleichheit, daß etliche daraus eine allgemeine Ungewißheit der Wissenschafften erzwingen wollen. [...] Unter diejenigen Wissenschafften aber, welche nur mit der Wahrscheinlichkeit zufrieden sey müssen, ist hauptsächlich auch die alte Profan-Historie zu zählen. Hierinnen finden sich von vielen Dingen fast so viele Meynungen als Gelehrte. [...|<)(2r/v>]

So unterschieden aber die Meynungen der Gelehrten über viele Puncte in der alten Historie sind, eben so widereinander lauffende Urtheile finden sich auch über [h]istorische Begebenheiten zu unsern Zeiten, gleichwie [g]egenwärtige Geschichte des nunmehro Welt-bekann[te]n Robinson Crusoe zum Beweiß dienen kan. So [ba]ld diese Lebens-Beschreibung in Europa bekannt [w]orden, sind die Urtheile davon gantz unterschieden ge[wes]en. Einige haben nicht nur vor bekannt angeno[me]n, daß sie von dem Crusoe selbst sey verfertiget wor[den], sondern auch, daß alle darinne erzehlte Begeben[heit]en mit eben den Umständen, wie sie|<)(2/3> hier beschrieben seyn; und ich kenne zwey Personen, welche glaubwürdig versichern, daß sie vor etlichen Jahren, da sie in Engelland gewesen, ehe noch diese Lebens-Beschreibung daselbst in öffentlichem Druck dargeleget worden, die Geschichte von dem Robinson haben erzehlen hören, und wegen ihrer Merckwürdigkeit dessen Bildniß an verschiedenen Häusern als Zeichen angemachet gesehen.

Andern im Gegentheil ist solches gantz unglaublich vorkommen, darum weil diese Historie gleichsam eine Kette von lauter zusammen hangenden Wundern sey, welche schwerlich so nach allen beschriebenen Umständen paßieret wären. Der Verfasser schiene vielmehr das Absehen gehabt zu haben, zu zeigen, wie mancherley und wunderbare Zufälle einem Menschen begegnen könten, und wie viel ihm sein Fleiß und Geschicklichkeit zu helffen vermöchten, wenn er etwan das Unglück hätte, daß er allein auf einer Insul leben müste. Und da ein zu unsrer Zeit lebender Englischer Bel Esprit, Namens Daniel Foe, sonst gar artige Dinge geschrieben hat, sind einige bald auf ihn gefallen, und wollen denselben vor den wahren Autorem dieses Buchs halten, um so viel mehr aber, weil etliche Gelehrten, die noch darzu an verschiedenen Orten leben, dißfalls einerley Sentiment führen, und sich wohl gar untereinander persuadiren, es wäre nicht anders, als eben derselbe müsse diese Lebens-Beschreibung so nett verfasset oder gar ersonnen haben. Ja nach einiger Meynung solls auch daher nicht wahr-|<)(3r/v>scheinlich seyn, daß Robinson Crusoe seine Lebens-Geschichte selbst beschrieben habe, weil er keine Universität besucht sondern seine gelehrte Conversation nur mit Matrosen und dergleichen Leuten gewesen.

Allein wer solte sich wol von diesen Herren obligiren lassen, ihnen zu Gefallen solcher Meynung, die auf einem so schlüpfrigen Grunde stehet, beyzupflichten? und solte es wol genug seyn, eine Erzehlung gantz in Zweifel zu ziehen, weil sie allzu moralisch und sehr nach den Regeln der Romanen-Schreiber abgefasset zu seyn klinge? [...] Sollte dann ein solcher, den GOtt nach seiner Treue in seine gantz besondere Aufsicht und H. Regierung nimmt, wenn er, wie unser Robinson, auf eine unbewohnte Insul, die den Canibalen oder Menschen-Fres-|<)(3/4>sern so nahe liegt, gantz allein geräth, und eine so lange Zeit daselbst leben muß, nicht die Wunder-Hand seines GOttes über sich in einem so verlassenen Zustand erfahren? Ich meines Theils bin gäntzlich der Meynung, daß sich die wunderbare Prividenz GOttes, wie es sonst die Erfahrung gelehret, eben in dergleichen Umständen am meisten hervor thut. [...]

So different und wider einander lauffend aber bißher die Urtheile der Gelehrten von der Wahrscheinlichkeit dieser Geschichte gewesen, so unvergleichlich haben sie hingegen darinne übereingestimmet, daß dieselben mit einer ungemeinen Annehmlichkeit zu lesen sind. Fast gantz Europa hat sich bereits vor diese Schrifft erklärt, und dieselbe mit allgemeinem Beyfall aufgenommen. Engellands delicater Bücher-Geschmack kan|<)(4r/v> bey andern Nationen schon voraus eine harte Meynung von diesem Buche erwecken, als woselbst fast eine unzählige Menge Exemplarien in kurtzer Zeit verkaufft worden sind. Es ist auch auf die Fortsetzung dieser Begebenheiten bedacht gewesen, so daß solche auch würcklich schon unter dem Titul: The farther Adventures of Robinson Crusoe zum Vorschein kommen ist. Die Frantzösische und Holländische Übersetzungen haben nicht weniger Liebhaber gefunden, und daß Teutschland seinen Geschmack nicht gantz im Reich der Todten gelassen habe, bezeugt der ungemeine Abgang der Teutschen Übersetzung dieser vortrefflichen Begebenheiten, indem solche in wenigen Wochen viermal gedruckt worden.

 

 

All this, so the editor, should justify a corrected fifth edition adorned with a map.

o.s.