HStAH: Cal. Br. 15 Nr. 2340 Bestand Privatakten

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[Niedersächsisches Landesarchiv - Hauptstaatsarchiv Hannover]

Contents

4-06-1716

Hannover nach Bremen an den dortigen Residenten.

10-06-1716

Stade an geheimen Rat von Hannover, mit PS.

Hamburg nach Stade Kaiserlicher Befehl Langallerie gefangen zu nehmen.

11-06-1716

Stade an geheimen Rat von Hannover. Ein Expressbote in Hamburg traf 5:00 Uhr in der Früh mit Ersuchen, Langallerie gefangen zu nehmen.

12-06-1716

Hannover An die Regierung zu Stade. Befehl, Langallerie festzusetzen. Ein Zimmer zu beziehen unter Achtung seiner Reputation, jedoch die Bedienten zu entlassen und Sorge zu tragen, dass keine Kommunikation zwischen ihm und ihnen stattfindet und ihm stattdessen einen sicheren Bedienten zu beschaffen, vor allem aber alle Briefschaften sicherzustellen und ein Verzeichnis mitgeführter Effekten incl. Kleider und Linnen anzufertigen. Von Stade nach Hannover.

13-06-1716

Hamburg Kurtzrock an Stade Ramdohr.

Arrest of Langallerie 15-06-1716

Offizielles Schreiben zu Inhaftierung in Stade. Verhaftung. 6 Uhr abends am 14. der Befehl, die Verhaftung dagegen 3 Morgens durch Garnisonsleute, die 2.30 in der Früh dafür angefordert wurden. Langallerie war im Gasthof zur Sonne untergebracht. Man versuchte, unauffällig zu arbeiten und kam mit Forderung von Branntwein. Das Zimmer des Generals war im ersten Stock zur Straße hinaus, ein Licht brannte in ihm, der General lag im Bett. Langallerie im Nachthemd wehrt sich verbal - der Türk fange keinen Krieg an, er pocht auf das Gast und Völkerrecht und beteuert, dass all dies ein schlechter Dank für die in Turin geleisteten Dienste sei. Man könne einen Debitor inhaftieren, in seinem Fall sei's andersherum. Der Kaiser schulde ihm 100.000 Reichsthaler. Er versucht sich gegen die Visitation zu verwehren und spricht dabei die Gerüchte an, er habe mit den Türken geplant den Papst, den Anti-Christ "auszurotten", da könne er den Kontrakt zu herausgeben, weiter habe er keine Geheimnisse.

Actum Stade den 15ten Junii 1716. Allß die Königliche Groß-Britannische und Churfürstlich Braunschweigische Regierung uns unterschriebenen Secretarien am 14. hujus abends um 6 Uhr intimiret, wie auf Ihro Römisch Kaiserliche Mayjestät requisition und Befelhl der alhier in der Sonnen logierende General, Marquis de Langallerie diesen morgen um drei Uhr, durch von hiesiger Guearnision commandirte Officir und Musquetier sollte arrestiret werden, und uns anbefohlen, um solche Zeit uns auch allda einzufinden, des Marquis Effecten, Briefschafften und Papieren uns zu versichern, haben wir uns dato morgens um halb drey Uhr nach der Haubtwache begeben, alwo wir den Herrn Obristen von Rheden und Garnisions Auditeur Nilsen für uns in der Officier Stube sambt dem Capitain Bruns und Fändrich Goor gefunden, der Herr Obrister sandte den Adjoutanten nach des Marquis de Langallerie Quartier zur Sonne genanndt, um alda ein Glaß Brandtewein zu fordern und bey solcher Gelegenheit die Thür des Hauses ohne bruit und Verdacht offen zu bekommen, wie solches auch woll von statten gegangen, begaben der Herr Obrister, Herr Major Brand, welcher auch dazu kam, der Capitain Bruns, Auditeur Nilsen und Wir beyde Secretarii uns in ermeldetes Wirths Hauß zur Sonnen, der Herr Obriste, Major und Auditeur stiegen die Treppen an, nach des Generals Zimmer so nach der Straßen zu gehet, in welchem ein Licht brandte, der General im Bette liegend, der Auditeur klopfte zweymahl an, und sagte zum Marquis, Sie wären da von der alhiesigen General Liutenants und Ober Commandanten von Ranzau wegen, Ihn zu sprechen, da Ihnen aufgemacht ward; wir beyden folgten auf dem Fuße nach und fanden den Marquis im Schlaffrock und Hemde stehen, als der Obriste Ihm den Arrest Nahmens Ihro Kaiserlicher Majestät ankündigte, und den Degen abforderte, sagte derselbe, er würde in Stade keinen Schaden damit thun, er hätte einen großen Herrn zum Minister, welcher seine Sache ausführen würde, und falß der Groß-Türck keinen Krieg anfinge, würde er es dieses wegen thun, protestirte wieder die Gewalt die ihm geschähe, und daß es wieder die Billigkeit wäre, einem das Jus Hospitii zu refusiren, sich vielfältig auf as Jus Gentium beruffende, und daß es ein schlechter Danck sey, für die gute für Turin geleistete Dienste, er hätte wol gesehen daß ein Creditor einen Debitor arrestiren ließe, aber nicht contra, weil Ihm der Kayser woll 100.000 Reichsthaler schuldig. Worauf wir ihm declamierten, wie Nahmens Seiner Kayserlichen Majestät wir da wären, seine Sachen zu inventiren, und zur Antwort erhielten, er müste es gehen laßen, man könte thun was ma wolle, er hätte nichts wieder das Reich, sondern wäre mit dem Groß-Türcken engagieret, den Pabst den Anti-Christ auszurotten, er könte den mit Ihm geschlossenen Contract in Copia heraus geben, welcher sich unter seine Schrifften fünde, weiters hätte Er keine Geheimniße, wir bedeutetem Ihm, daß wir dem Befehl so wir von Kaiserlicher Majestät wegen hätten, ein Genügen thun müsten, durchsuchten alle seine Sachen visitirten seine Kleider, Leinen Zeug, Bette, und alle Winckel der Cammer aufs Genaueste, und haben gefunden wie beiliegendes Inventar ausweiset. Er fragte, ob wir nicht aufschreiben wollten, was Er zu sagen hätte, und als wir ihm mit ja geantwortet, bath er niederzuschreiben den Spruch aus dem dritten Psalm, welchen er dictirte, Non, je ne craindrai par, quand j'aurois sur le bras une nombreuse Amrée, Dieu me degagera, quand même on tiendroit mon ame enfermée; bath zugleich üm seine Bücher, deren restitution ihm versichert ward. Nachdem wir nun die Papieren und nöhtige Sachen in einen Kasten geleget, und versiegelt, solchen auch ad interim nach der Haubt-Wache tragen, der Kleider und Leinen geräthe Ihm aber gelaßen, verfügten wir uns nach des aide des camps Zimmer nach dem Hofezu, welcher sambt dem Zimmer des Scretarii und Cammer-Diener gleich anfangs durch den Capitain Bruns mit Musquetier besetzet worden, fanden aber ohnerachtet alles fleißigen Nachsuchens nichts sonderliches, und nahmen was an Papieren da war, wie im Inventario gleichfalls zu sehen. Wir fragten, wo der Marquis sein Geld hätte, und bekamen zur Antwort, Er hätte gestern den Wirth bezahlet, und erwarteten einen Wechsel, wüsten aber nicht von wem der Secretaire sagte, es wären alle Papieren in der Generals-Cammer und fragte ob auch wegen deßen Person etwas gefährliches zu befürchten sey? Hierauf befahl der Obriste diesen dreyen, sich anzukleiden, um sie für zwei Thore und auf der Haubtwache separatim bringen zu laßen, ließen in des Marquis Zimmer einen Unter-Officier, und zweene Musquetirer für der Cammer ingleichen des des Aide de Camps, Secretarii und Cam,merdieners Zimmer mit der Wache besetzt. Nachdem nun obiges alles vollenführet, intimirten wir dem Wirthe befohlenermaßen, den Marquis mit eßen und trincken, was er begehren würde, deennoch auf deßen Kosten, zu versehen, und ihm seine Schreibmaterialien, ohne permission zumommen zu laßen. Actum ut supra. In fide Protocolli Chri. Schreiber & F. F. Premfeller


Die beschlagnahmten Materialien: Mehrere Bündel Briefe, Ledergebundene Bücher und Journale (ohne Titelnennung). Ein Ducat Gold und 2 Reichsthaler 16 Shl. an Silber, mehrere zumeist graue mit Silber besetzte Kleidungsstücke, 4 Perücken, einen Fußsack, einen Mantelsack, 1 Paar Stiefel, Schuh, Gamaschen.

16-06-1716

Langallerie bittet, sein Bedienter, welcher ein Feld-Scher möge ihm den Bart schneiden dürfen, massen er bereits aussehe wie ein Kapuziner. Man will ihm einen anderen Bedienten stellen – er vertraut dem nicht. Auch bittet er um seine französischen Bücher: "Geistliche Meditationen Außlegungen der Schrifft, Psalmen Davids &c &c., theils auf Teutsch, welche Sprache er doch nicht zu verstehen vorgibt, enthusisiatischen Tractätgens bestehen, in allem an der Zahl 17. biß 18. Ausmachende zu passirung der Zeit retribuirt werden mögten" Man fängt zudem Briefe ab, die an ihn ankommen.

Langer Bericht Stade nach Hannover (Name des Stadener Berichtersstatters Cammer Rath Ramdohr. Name des Kaiserlichen Residenten Kurtzrock.

17-06-1716

Einige Franzosen kommen an und wollen Langallerie in seinem Hotel sprechen, sie werden verhört. Sie kamen aus Amsterdam und reisten über Bremen nach Fegesack. Frage 16 par quelle reaison i lest venu ici?" "Pour demander de l'argent et en meme tems son cbongé, de son Maitre, ayant meme foirni, ceque' il eu à Luy." 22: à quellle expedition le Marquis son maitre se prapare?" "Rp ad 22. Il ne cavoit pas d'autre expedition, si non, qui son maitre Luy avoit promis d'aller es Ir-lande, y etablier une colonie." 26 Comme les noms des Isles Madagascar, Angelport tophir semblent etre enigmatiques, qu' ils'explique dessus, et dise sans deguisement les veritable noms de ces en droite?" "Rp. Ad 26. Il n'nen savoit rien, si non que ce Rambonnet luy a demandé que l'on iroit dans ces Isles. Qu'il ne savoit rien d'autre, que ce qui'il avoit depose, qu'il avoit demeuré 22. ans à Berlin à fabriquer et avoit touyours passé pour honet home, priant, s'il ne pourvoit pas avoir la permission d'ecrire à sa femme dimissus."

Datieren die beigefügten Schriften – Briefe mit reliogisem Inhalt einer unterzeichnet Bartelt Jürgens Petterrs in Altona.

Es deponirt der erste Zeuge in Substantia. Philip Rambonet auß Champagne hat gedient unter William König von Britannie und inventirt gewisse büchsen, deren Er eine hat Vorgezeigt, were im April in Diensr Von Langallerie angenommen, der ihm auf einen Contract in Bremen Vertröstet, für sein Kind 100 fl. promittirt haben, und für Ihnso lang Er in Bremen seyn würde 1 Duca die Woche reichen wollte, deren Er nur 2 empfangen haben. Oft beym Vegesack mit dem Obrisen von der Burg geredet, von Madagascar, von Ophir, vonn der Insul Delpont geört von anderen dem gegen den Pabst zu Kriegen, da von Sclaverey zu lösen in Türckeyen nicht würde seyn zum schaden des Reichs oder des Kaysers, wüste nichts von Langallerie Secreten, noch von seiner reise noch Schiffen, nur nahe bey Bremen hette er gesagt, da 5 oder 6 schiffe finden würde. Hette woll von Türrckeyen gesag, hette woll gespührt, daß der Marquis von keiner conduite, und das|<116> fürnehmen närrisch were, Er wüste sonst nichts als was er außgesagt, auch nicht, daß er mit den Türckischen Aga conversation gehabt, Er hette aber sagen gehört, daß der Graff von Leiningen/ de Linange/ in der Compagnie des besagten Aga were gewesen; bezoge sich auf vorgesagtes, daß der Er Sclaven wollte außlösen, wüste nichts von dessen effecten. Von Marquis und dem Graffen hette gehöret im Vertrauen dasß Sie mit dem Pabst kriegen wollten, ohn schaden des Kaysers, daß sie mit dem Türcken entagiert werden solechen were alles was Er wüste. Le 2me Pierre Salome, ein Becker auß Provence ser Graff hette ihn zu Leyden für seinen valet angenommen, nach Amsterfam bracht, da vondannen Er mit anderen die in Dienst sich begeben hiehin geschiffez, mit Langallerie hette Er eniemahlen geredet, were 2 Mohnat in dienst gewesen, keinen Contract mit dem Graffen errichtet, wüst nichts von Secreten des Graffens noch des Marquisen, wüste nichts von ihrer voyage, oder wohin sie schiffen wollten| hette woll von Madagascar oder einer andern Insulen gehört, eine# hette der Graff oder der Marquis ihn zugeredet, als daß Soe ihn wollten führen in ein gut landt, da Er gute Fortun sollte machen, Von Türkey hetten zwar etliche gesagt, aber Er wüste davon nichts positiv. 5ten Der fünfte Isaa Lavent ein Chirurgus is angenommen vom Graffen dem Princen, um mit seiner gantzen familie ab einen ortj, den man Madagascar nennet, da er Souverain were, hette keinen capitulation gemacht, hette ihn 30 oder 40 Gl. monathlich verheissen, und daß ihm nichts ###geben ollte, daß die schiffe noch bey Amsteram weren.

18-06-1716

Bremen, Rat Mojer, an die Hannoveraner geheimen Räte. Die Untersuchungen haben, sehe ich es recht, wenig ergeben. Unterton des Sarkasmus

dass der Mar-quis de Langallerie und dessen lieber Ges#äeur Comte de Linange sonst für feine Apostel und Propagatores der Protestantischen lehr seyn müssen, werden Ew. Ex-cellence nach hohergefälligkeit aus beykommender abschrift dessen Original wir in eines der beeyden holländischen Mädchen Ihre Coffre gefundene einiger massen abnehmen können, und so ist ohngefehr die gantze bande beschaffen.

20-06-1716

[Stade] Ramdohr nach Hannover Ein Knopf-Macher-geselle wird am Tor in Stade abgefangen, kommt von Altona will Schriften einiger frommer Leute aus zum Trost an Langallerie liefern. Man nimmt die Schriften zur fernen Untersuchung an sich - um dem fanatismos vorzubeugen und hofft aus Hannover auf fernere Instruktion.